BI lebenswertes Korbach

Gegner des Müllheizkraftwerks Korbach halten Mahnwache

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Die Bürgerinitiative für ein lebenswertes Korbach warnt vor vermehrten Atemwegerkrankungen im Kreis Waldeck-Frankenburg. Mit einer Mahnwache in der Korbacher Fußgängerzone haben sie am Samstag darauf aufmerksam gemacht. Sie fordern mehr Ursachenforschung von der Stadt. Die Aktivisten wollen künftig ein Mal in der Woche, jeweils Samstag, Mahnwache halten.

"Die Kreisgremien kommen den gesundheitlichen Belangen der Korbacher nicht nach", beklagte Dr. Peter Koswig von der Bürgerinitiative ,"sie versagen in dieser Angelegenheit." Längst habe man zwei Toxikologen in die Kreisstadt holen wollen, um endlich herauszufinden, warum in Korbach mehr Kinder mit Atemwegserkrankungen zu kämpfen hätten als in anderen Städten. "Aber es tut sich nichts", beklagte Koswig, "die Beauftragung der Experten wird vom Kreis blockiert". Das wolle die Bürgerinitiatve nicht dulden. Jeden Samstag von 11.30 bis 11.55 Uhr lädt sie nun in der Fußgängerzone zur Mahnwache ein.

Hintergrund der Aktivitäten der besorgten Korbacher Bürger ist der Störfall in der Korbacher Müllverbrennungsanlage vor drei Monaten, bei dem erhebliche Mengen Quecksilber freigesetzt wurden. Der MVV wurde am Dienstag, 3. November, die Freigabe zum Wiederanfahren der Abfallverbrennung erteilt. Die Stadt Korbach und der Landkreis Waldeck – Frankenberg wurden vorher unterrichtet. Der Betreiber muss mit einer Ordnungsstrafe rechnen. Das Müllheizkraftwerk sorgt schon länger für Probleme in Korbach. Bereits vor dem Bau hatte sich die Bürgerinitiative gegründet, die sich nach dem Quecksilber-Vorfall in ihren Befürchtungen bestätigt sah.

Nach der Betriebsstörung vom 25. - 27. August 2009, bei der es zu erhöhten Quecksilberemissionen gekommen war, hat die Anlagenbetreiberin Verbesserung an dem Industrieheizkraftwerk vorgenommen. So wurde u. a. die Eingangskontrolle intensiviert, eine zusätzliche Dosierung von Aktivkohle in der Rauchgasreinigung eingebaut, eine automatische Verriegelung bei Grenzwertüberschreitung installiert und die Messtechnik durch zusätzliche Geräte verstärkt. Das Müllverbrennungswerk beliefert das Conti-Werk mit Prozesswärme.

Mit den Stimmen von CDU, FDP und FWG hatte der Kreistag Waldeck-Frankenberg Anfang des Monats einen Antrag der Grünen abgelehnt: In dem Antrag machten die GRÜNEN das Thema Müllverbrennungsanlage Korbach zum Gegenstand der Beratungen im Kreistag. „Wir wollen, dass sich der Kreistag für deutlich höhere Sicherheitsbestimmungen für die Müllverbrennung in Korbach ausspricht", sagte Jens Deutschendorf (Berndorf), umweltpolitischer Sprecher der GRÜNEN. Vor allem sollte der Einbau einer weiteren Filterstufe vorgeschrieben werden. Abgelehnt wurde auch ein Antrag der Grünen, demzufolge der Kreisausschuss unverzüglich zwei Gutachter beauftragen sollte, die die Ursachen für eine höhere Rate von Atemwegserkrankungen bei Kindern untersuchen sollen.

Conti-Werksleiter Lothar Salokat und Erster Kreisbeigeordneter Peter Niederstraßer, die beide zur Mahnwache gekommen waren, warnen vor falschem Aktionismus. "Wir müssen zurück zur sachlichen Diskussion finden", betonte Salokat, "müssen uns erstmal bewusst werden, welche Fragen wir an die Toxikologen überhaupt stellen würden". Natürlich würde sich Continental seiner Verantwortung für die Gesundheit der Menschen in Korbach stellen. Denn Salokat weiß: "Continental ist doch Teil dieser Stadt".

erschienen am: 2009-11-16 im europaticker

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