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Conti visiert Goodyear-Sparte an

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Hauptversammlung: Wennemer kündigt Zukäufe an - Kapitalerhöhung abgelehnt

HANNOVER (dpa). Der Autozulieferer Continental will sich mit weiteren Übernahmen massiv verstärken und hat dabei auch eine Sparte des US-Reifenkonzerns Goodyear im Visier. Vorstandschef Manfred Wennemer sagte bei der Hauptversammlung, beim Thema Akquisitionen sei „ganz gewiss noch nicht das Ende der Fahnenstange" erreicht.

Conti hat laut Wennemer grundsätzlich Interesse an einem Kauf des Schlauchspezialisten Goodyear Engi-neered Products. Das Unternehmen wäre eine „wunderbare Ergänzung" des Konzernbereichs ContiTech. Goodyear Engineered Products (GEP) sei stark in den USA, ContiTech in Europa. Der Vorstand habe aber noch nicht entschieden, ein Angebot abzugeben.

GEP produziert neben Schläuchen etwa auch Luftfedern. Der US-Reifenkonzern hatte den Verkauf der Sparte angekündigt. Am Vortag hatte Conti einen um elf Prozent gestiegenen Quartalsumsatz von 3,6 Milliarden Euro und einen Gewinn nach Steuern von 221,9 (Vorjahresquartal: 166,4) MillionenEuro vorgelegt.

Anfang April hatte Conti die Autoelektroniksparte von Motorola für rund 830 Millionen Euro gekauft.

Der 2004 übernommene Hamburger Zulieferer Phoenix kostete eine knappe halbe Milliarde Euro.

Einen möglichen Börsengang von ContiTech bezeichnete Wennemer als „interessante Option für den Bedarfsfall". Aktuelle Pläne gebe es aber nicht.

Die Aktionäre lehnten überraschend eine Ermächtigung des Vorstands für eine mögliche Kapitalerhöhung ab. Die notwendige Dreiviertelmehrheit für diesen Vorratsbeschluss wurde nicht erreicht. Wennemer sagte, dies sei „kein Beinbruch, aber auch nicht schön". Für den Fall einer sehr großen Akquisition müsste Conti nun eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, die einer Kapitalerhöhung zustimme.

Conti erwartet 2006 erneut Bestmarken bei Umsatz und Gewinn. Dabei müsse der Konzern aber die „dramatischen" Veränderungen der Rohstoffpreise genau im Auge behalten, betonte Wennemer und schloss weitere Preiser-
höhungen nicht aus. Der Konzern setze weiter auf Niedrigkosten. Continental werde aber nicht „verlagern um des Verlagems willen". Conti wolle in dem gegenwärtigen Konsolidierungsprozess in der Branche zu den Gewinnern zählen.

Das defizitäre US-Reifengeschäft ist derzeit das größte Conti-Sorgenkind. Wennemer sprach zwar von einer „zunehmend positiven Wirkung" der Sanierung des US-Reifengeschäfts. Wann dort aber wieder schwarze Zahlen geschrieben werden, ließ er offen. Conti hätte in den USA früher restrukturieren müssen. Die Gefahr eines Rückzugs vom US-Reifenmarkt sei aber gegenwärtig „praktisch nicht vorhanden".

Scharfe Kritik an der Conti-Spitze äußerte ein Vertreter der US-Metallarbeitergewerkschaft. Notwendige Investitionen in die Werke seien ausgeblieben, ebenso die Entwicklung neuer Produkte.

Für die Management-Fehler müssten nun die Beschäftigten büßen, und zwar mit drastischen Kürzungen bei Einkommen und Sozialleistungen.

Im Mai 2006

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