BI lebenswertes Korbach

Auf jeden Fall Druck ausüben

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Info-Veranstaltung - Lutz Kaschner

KORBACH. "Wir wollen genau wissen, was uns da vor die Nase gesetzt werden soll", sagte der Vorsitzende der Grünen im Landkreis, Reinhard Deutschendorf zur Eröffnung einer Informations- und Diskussionsrunde zum geplanten Müllheizkraftwerk in Korbach.

So richtig befriedigend dürfte der Vortrag von Referent Lutz Katzschner für die nur knapp 30 Teilnehmer allerdings nicht gewesen sein. Dafür fehlten ihm zu viele Fakten.

Der Mitarbeiter der Universität Kassel im Fachbereich Architektur-, Stadt und Landschaftsplanung konnte zwar einige allgemeine Hintergrund-Informationen liefern, aber nicht mit harten Zahlen für Korbach dienen. "Man diskutiert in einen luftleeren Raum", stellte Katzschner selber fest. Das Problem sei, dass man nicht genau wisse, was in einer möglichen Müllverbrennungsanlage in Korbach verfeuert werden soll. "Deswegen gibt es auch keine genauen Angaben über die Emission von Schadstoffen." Generell lebe man mit der Gefahr, dass tausende Stoffe ausgestoßen werden, die man gar nicht kennt. "Was mich wirklich stutzig macht ist, dass das Regierungspräsidium sagt, es wolle intern regeln, welches Verfahren bei der Genehmigung herangezogen wird", erklärte Katzschner. Er empfahl den Anwesenden, in jedem Fall Druck auszuüben. Denn das habe dazu geführt, dass in einem vergleichbaren Genehmigungs-Verfahren in Witzenhausen eine so genannte Umwelt-Verträglichkeits-Prüfung (UVP) durchgeführt wurde. Ob die stattfinden muss, hat laut Katzschner allein das Regierungspräsidium zu entscheiden.

Aber auch eine weitere, direkte Möglichkeit der Mitbestimmung der Bürger, haben die Teilnehmer der sich an den Vortrag anschließenden Diskussion herausgestellt:Weil das Stadtparlament für die Errichtung eines Müllheizkraftwerkes am vorgesehenen Standort bei den Continental-Werken den Flächennutzungsplan ändern müsste, hätten die Korbacher über ein Bürgerbegehren die Chance, gegen einen derartigen Beschluss vorzugehen (wir berichteten). Damit kann unter bestimmten Bedingungen ein Bürgerentscheid über den Parlaments-Beschluss herbeigeführt werden.

Immer wieder in den Raum trat die Frage nach den Kapazitäten, die in einem möglichen Korbacher Müllheizkraftwerk verbrannt werden. "Wenn nur der Müll aus der Region dort verbrannt wird, hat das etwas Dezentrales, hat das fast schon wieder Charme", findet Referent Katzschner. Er befürchtet allerdings, dass so genannter Müll-Tourismus entsteht, Abfall also quasi nach Korbach "zugekauft" wird, um das mögliche Müllheizkraftwerk auszulasten. "Bei dieser ganzen Diskussion tritt dann das Thema Müllvermeidung völlig in den Hintergrund", mahnte der Naturschützer. Eines hat die Veranstaltung am Donnerstagabend im Korbacher Gasthaus "Krone" deutlich gezeigt:Unter den Interessierten besteht Diskussions- und vor allem Informationsbedarf. Eingeladen hatten der Kreis- und der Stadtverband der Grünen und der Kreisverband des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND).

Im Hintergrund des Müllheizkraftwerks steht eine gesetzliche Änderung bei der Abfallentsorgung:In Flechtdorf darf kein unbehandelter Müll mehr deponiert werden. Deshalb entsteht dort eine mechanisch-biologische Abfallbehandlung (MBA), die dann entsprechend Brennstoff für das Müllheizkraftwerk liefern soll. Conti wiederum will die Energie direkt im Werk nutzen. Die potentiellen Betreiber betonen, dass durch Filteranlagen und gesetzliche Auflagen keine Gefahren für die Bevölkerung resultieren.

von Johannes Fuhr

Quelle: WLZ vom 16. November 2005

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