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Atemwegsbelastungen - wie entscheidet der Kreistag?

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Atemwege: Dicke Luft im Parlament

CDU, FWG und FDP lehnen neue Gutachten zu Gesundheitsdaten bei Kindern weiterhin ab



Die Debatte um Atemwegserkrankungen bei Kindern hält an: Sollen i-Männchen genauer untersucht werden oder nicht? Neue Gutachten zu Gesundheit und Luftqualität? Am Montag ist der Kreistag wieder gefragt.

Im Parlament zeichnet sich eine Mehrheit ab, nunmehr doch auf weitergehende Analysen zu Umwelt und Gesundheit zu verzichten. Vertreter von CDU, FWG und FDP im Ausschuss für Soziales und Gesundheit stimmten diesem Weg am Montagabend zu. SPD und Grüne votierten indes dagegen. Sie wollen dem Verdacht verstärkter Atemwegserkrankungen durch weitere Untersuchungen nachgehen.
Die Debatte darüber schwelt seit vier Jahren. Auslöser war der Konflikt über das Müllheizkraftwerk in Korbach. Schuleingangsuntersuchungen in Vorjahren hatten Hinweise ergeben, dass Korbacher Kinder häufiger unter Bronchitis leiden als im hessischen Durchschnitt. Weiterer Verdacht ergab sich im Frühjahr 2009 durch die Kinderstudie des Düsseldorfer Umweltmediziners Professor Ulrich Ranft. So entschied der Kreistag im Dezember 2009, die Untersuchungen bei i-Männchen durch Lungenfunktions- und Allergietests zu erweitern. Zugleich sollten Experten für rund 160 000 Euro alle verfügbaren Daten zu Umwelt und Gesundheit in einem neuen Gutachten noch mal auswerten.

Mangelhafte Daten

Probleme bei der Ranft-Studie: Nicht nur in Korbach, sondern auch in Frankenberg und G-münden zeigten sich häufigere Atemwegserkrankungen. Zudem waren insgesamt nur rund 350 Kinder einbezogen.
Im Februar kam eine Auswertung von über 22 000 Datensätzen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) auf den Tisch. Ergebnis: Im Landkreis gebe es keine überdurchschnittlichen Bronchialerkrankungen – ganz im Gegenteil.
Deshalb brachte der Kreis unter Regie des Gesundheitsdezernenten Peter Niederstraßer Ende April einen Beschlussvorschlag ins Parlament, die Entscheidung vom Dezember 2009 aufzuheben. Weitere Untersuchungen seien überflüssig.

Gutachten: Kreis sagt Nein

Das hessische Gesundheitsministerium sah dies jedoch anders, Minister Jürgen Banzer (CDU) bemängelte die Aussagekraft der KV-Daten – besonders, was speziell Kinder anbelangt. Ins gleiche Horn stieß das „Ärztenetz Waldecker Land“.
Ergebnis: Am 11. Mai gab es ein Spitzentreffen im Ministerium bei Banzer. Mit dabei: Landrat Dr. Reinhard Kubat (SPD), Erster Kreisbeigeordneter Peter Niederstraßer (FWG), Kreisbeigeordneter Otto Wilke (FDP) und Dr. Hannelore Wendt aus dem Kreisgesundheitsamt.

Die Gesprächspartner gingen scheinbar einig auseinander – doch die Interpretation der Inhalte war in Kernpunkten unterschiedlich: Banzers Aktennotiz besagt, dass die Schuleingangsuntersuchungen 2011 in jedem Fall erweitert werden sollen. Nach deren Auswertung sei zu entscheiden, „ob die dann bestehende Erkenntnislage die Notwendigkeit einer Luftmessung ergibt“. Beide Protokolle liegen bei WLZ-FZ vor, die unterschiedlichen Interpretationen sind augenscheinlich.

Neuer Brief an Minister

Deshalb ging gestern aus dem Landratsamt in Korbach ein Schreiben nach Wiesbaden auf den Weg – gemeinsam unterschrieben von Kubat, Niederstraßer und Wilke. Darin heißt es erneut: l „Ohne Einschränkung“ habe Banzer erklärt, er sehe keinen Anlass für Luftmessungen.l Auf „ausdrückliche Nachfrage“ habe Banzer klargestellt, weitere Gutachten (Wichmann/Kruse) seien nicht sinnvoll.l Stattdessen sei es um die Erweiterung der nächsten Schuluntersuchungen gegangen.
Laut Niederstraßer lösen erweiterte Schuleingangsuntersuchungen aber auch nicht das wissenschaftliche Grundproblem: In Korbach gehe es um rund 250 i-Männchen, im Vergleichsgebiet Frankenberg noch mal um eine ähnliche Zahl. Und von diesen nur 500 Kindern würden voraussichtlich längst nicht alle die möglichen Lun-genfunktionstests oder Blutuntersuchungen auf Allergien mitmachen. Damit habe auch diese Methode nur eine begrenzte Aussagekraft.

Quelle: WLZ 23.06.2010

 

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