BI lebenswertes Korbach

Ärzte kritisieren Lungentests

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Mögliche Ergebnisse zur Kindergesundheit seien wissenschaftlich nicht aussagefähig

Korbach. Als schwierig durchführbar, von eingeschränktem wissenschaftlichen Wert und teuer kritisiert das Ärztenetzwerk Waldecker Land die Vorschläge, bei Schulkindern Lungenfunktions- und Allergietests zu machen. Damit sollen weitere Daten zur Gesundheit von Kindern in Waldeck-Frankenberg erhoben werden, hatte Kreis-Sozialdezernent Peter Niederstraßer als Ergebnis eines Gesprächs mit den Experten Prof. Wichmann und Prof. Kruse berichtet.

Lungenfunktionstests erfordern eine sehr genaue Mitarbeit des Patienten, schreibt Dr. Peter Koswig vom Ärzte-netzwerk. Selbst bei Erwachsenen ließen sich zu einem gewissen Teil keine verwertbaren Messergebnisse erzeugen. Bei fünfjährigen Kindern sei dies entsprechend schwieriger. Selbst wenn dies gelingen sollte, müsse man zum Vergleich Werte gesunder Fünfjähriger besitzen, um Aussagen treffen zu können. Weiterhin stelle die Untersuchung nur eine Momentaufnahme am Untersuchungstage dar. Ein das Jahr über häufig krankes Kind könne am Untersuchungstag gesund sein und gute Werte erzielen, während ein sonst immer gesundes Kind am Untersuchungstag zufällig einen Infekt haben und schlechte Werte erzeugen könne.

Die Lungenfunktionstests sollen mit der Schuleingangsuntersuchung kombiniert werden, heißt es weiter. Diese findet zum Jahresanfang statt, also zu einer Zeit mit saisonal bedingten sehr vielen Atemwegserkrankungen. Die Ergebnisse werden wissenschaftlich nicht belastbar sein, erklärt Koswig. Auch eine Verschiebung in das Frühjahr ist kaum empfehlenswert, da sich nahtlos an die Erkältungssaison die Heuschnupfen- und Allergiezeit durch Pollenflug anschließe.

Die Teilnahme an den Allergietests kann den betroffenen Eltern nicht empfohlen werden, meint Dr. Koswig. Es handele sich dabei um eine Untersuchung, bei der unerwünschte Reaktionen auftreten können. Dieses Risiko sollte bei gesunden Kindern nicht eingegangen werden.

Die Auswahl der Gutachter Kruse und Wichmann durch den Runden Tisch sei als Kompromiss erfolgt unter der Maßgabe, dass nur beide gemeinsam tätig werden. Sollten nun Untersuchungen von Prof. Wichmann alleine vorgenommen werden, ist die notwendige Objektivität gefährdet, kritisiert das Ärztenetzwerk. Da Prof. Wichmann als Gutachter für das Regierungspräsidium Kassel die gesundheitliche Situation sowie die Schadstoffbelastung der Korbacher Luft als unproblematisch eingestuft hatte, würden anderslautende Ergebnisse ihn und seine damaligen Aussagen diskreditieren.

Die diskutierten Lungenfunktionsuntersuchungen und Allergietests führen nach Ansicht des Ärztenetzwerkes bei der Suche nach den Ursachen der erhöhten Anzahl von Atemwegserkrankungen bei Kindern nicht weiter und verzögern weiter die notwendigen Schadstoffmessungen der Atemluft. (nh/emr)

Der Kreistag diskutiert über das weitere Vorgehen am Donnerstag, 17. Dezember, im Korbacher Kreishaus. Die Sitzung beginnt um 9.30 Uhr.

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