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Umweltschützer machen Druck auf SPD und GRÜNE27.11.2014

Knapp 60 Verbände fordern sofortiges Aus für Atombrennstoffproduktion im Emsland.

HANNOVER taz | Mehr als 50 Umweltverbände und Anti-Atom-Initiativen fordern die sofortige Stilllegung von Deutschlands einziger Fabrik für Atomkraftwerksbrennelemente in Lingen im Emsland. SPD-Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und ihr grüner Amtskollege in Niedersachsen, Stefan Wenzel, seien gefordert, "die Schließung auf den Weg zu bringen", heißt es in einer Resolution, die auch Greenpeace, Robin Wood und der Bund für Umwelt und Naturschutz unterstützen. Der Atomstandort Lingen könne "nicht länger toleriert" werden.

Die Brennelementeproduktion ist Teil eines großen atomindustriellen Clusters an der Grenze zu den Niederlanden: Das AKW Lingen II soll noch bis 2022 Strom produzieren. Im wenige Kilometer entfernten Gronau läuft Deutschlands einzige Urananreicherung. Und im niederländischen Almelo steht eine beinahe identische Anlage.

Sowohl Urananreicherung wie Brennelementeproduktion sind nicht vom Atomausstieg betroffen. Beide Anlagen haben unbefristete Betriebsgenehmigungen - und weder die Sozialdemokratin Hendricks noch der Grüne Wenzel zeigen Initiative, daran etwas zu ändern. "Damit kann immer neuer Atommüll produziert werden", klagt Udo Buchholz vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU). !Dabei ist völlig unklar, was mit dem bis heute verstrahlten Material geschehen soll."

Außerdem seien Brennelementefabrik und AKW altersschwach, sagt Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis gegen Atomanlagen aus dem angrenzenden Münsterland: Derzeit steht die Brennelementeproduktion still, nachdem Ende Oktober Risse in Teilen der Anlage entdeckt wurden. Mittlerweile seien Schäden behoben, die Fabrik "bald betriebsbereit", verkündet Wenzels Ministerium.

Der Grüne räumt ein, dass es mit dem Atomausstieg "spätestens 2022 keinen inländischen Bedarf mehr für die Anlage" gebe. Bei einer Stilllegung drohten allerdings hohe Schadenersatzklagen, ist aus seinem Ministerium zu hören. Atomkraftgegner lassen dies nicht gelten: Der französische Atomkonzern Areva, der hinter der Brennelementefabrik steht, sei in massiven finanziellen Schwierigkeiten - und damit kein wie vom Atomgesetz geforderter "zuverlässiger Betreiber".

A. WYPUTTA

Quelle: taz vom 27.November 2014