BI lebenswertes Korbach

Zweifel am Klimaschutzbericht der Stadt Korbach

In dem aktuellen Klimaschutzbericht der Stadt Korbach wird behauptet, dass der verminderte CO²-Ausstoß u.a. auf den Betrieb der Müllverbrennungsanlage zurückzuführen ist.
Hierzu gibt es doch einige Zweifel an der Verminderung an sich und auch an den vorgelegten Zahlen.
Die zugrundegelegten EBS-Emissionsfaktoren für den CO²-Ausstoß durch die Verbrennung von Ersatzbrennstoffen (EBS) sind unter starker Mitwirkung der Mülllobby erstellt worden und gehen pauschal davon aus, dass 50 % der entstehenden CO²-Emission, auf Grund von Bioanteilen, abgezogen werden können.
D.h. bei der Verbrennung von einer Tonne EBS entstehen somit rein rechnerisch nur 500 kg Kohlendioxid, anstatt der realen ganzen Tonne CO².
Ein Großteil des EBS besteht aber aus Kunststoff, der aus Erdöl gemacht ist und somit wird bei der Verbrennung auch ein fossiler Brennstoff energieuneffizient verbrannt - das findet keine Berücksichtigung in diesem Wert.
Die Stadt Korbach hat sich unseres Wissens nach nicht die Mühe gemacht, den speziellen Müllmix in der Korbacher MVA zu prüfen, sondern sie zieht die bundesweiten Pauschalwerte zur Berechnung heran.
Je nach Lieferant des Mülls kann der Anteil an erneuerbaren Energien (Papier, Pappe, Holz, Textilien usw.) jedoch stark variieren.
Somit ist die Berechnung des CO²-Ausstoßes durch die Müllverbrennung schon rein hypotetisch.

Zu hinterfragen ist auch, ob die große Menge an neu hinzugekommenen CO²-Emissionen, die durch die europaweite LKW-Anlieferung des Mülls zur Korbacher MVA entstehen, in die Klimabilanz der Stadt eingegangen sind.
Vorher hat Conti mit Erdgas geheizt, das aus dem Erdgasnetz bzw. Pipelines CO²-frei ins Werk kam.
Bei der Verkehrszunahme stellt sich auch die Frage, ob die hinzugekommenen CO²-Emissionen durch den massiv gesteigerten LKW-Verkehr durch die Ansiedlung von zwei Logistikcentern und einem Baumaschinenhersteller in die Statistik einberechnet wurden.

Müllverbrennungsanlagen (MVAs) haben darüber hinaus eine sehr schlechte Klimabilanz, da sich ihr Energiewirkungsgrad auf nur ca. 30 % beziffert.
Selbst die sehr gute MVA Bielefeld kommt nur auf einen Wirkungsgrad von 34 % der Energieausnutzung. Da liegen sogar die absolut umweltschädlichen Kohlekraftwerke mit 36 % noch darüber.

Für die CO²-Bilanz mag rein rechnerisch, legt man die angewandten Werte zugrunde, eine Reduzierung durch die MVA eingetreten sein, aber von den durch den Betrieb entstandenen Mehrbelastungen von Mensch und Umwelt spricht die Bilanz nicht.
Die MVA pustet jeden Tag, auf Grund ihres einen Einfachfilters, große Mengen an krebserregenden und erbgutverändernden Feinstäuben in die Luft.
Sie produziert pro Tonne Restmüll ca. 250 Kilogramm Schlacke und ca. 30 kg hochtoxischen Filterstaub aus der Rauchgasanlage. Die Schlacke kommt in der Regel in den Straßenbau und dort können durch Abrieb usw. wieder Schadstoffe in das Grundwasser gelangen. Die Filterstäube werden unter Tage in ehemaligen Gruben gelagert. Auch da ist ein Kontakt mit Wasser und damit eine Grundwassergefährdung nicht ausgeschlossen.
Das Ganze fällt bei einer objektiven Umweltbilanz der Stadt Korbach negativ ins Gewicht!

Die Stadt setzt bei ihrer Klimabilanz auch den niedrigen CO²-Faktor vom EWF-Strom ein.
Das scheint aus erster Sicht auch richtig zu sein, da die Stadt Korbach auch diesen Strom, der einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien enthält und somit besser als der Bundesdurchschnitt ist, einsetzt.
In der Realität entspricht diese Darstellung aber nicht den bundesweiten Standarts: Danach wird in kommunalen Klimaschutzkonzepten üblicherweise der bundesweite Strommix und dessen Emissionen (und nicht ein lokaler Mix) zugrunde gelegt, um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

Wenn die Stadt ihre CO²-Reduzierungsziele erreichen will, sollte sie schnellstmöglich eine Wertstofftonne einführen und damit den Gelben Sack abschaffen.
In eine Wertstofftonne kommen alle wiederverwertbaren Abfälle, die in der Regel hauptsächlich aus Kunststoff und Metall bestehen.
D.h. dass der gerissene Plastikeimer, die zerissene Abdeckplane und auch das kaputte Bobbycar in die Tonne kommen, also auch Dinge ohne den Grünen Punkt.
Glas, Papier und Textilien werden natürlich, wie bisher schon erfolgreich, weiter getrennt gesammelt.
Durch die Einführung einer Wertstofftonne, die Städte wie Berlin, Leipzig, Dortmund uvm. schon erfolgreich praktiziert haben, reduziert sich das Restmüllaufkommen um ca. 14 % und die Wertschöpfung dieser Recylingmethode senkt auf Dauer die Müllgebühren.
Um Arbeitsplätze zu erhalten und auf kommunaler Ebene Kosten zu sparen, sollte man die jetzt schon mit der Müllentsorgung beauftragten Firmen, wie z.B. in Korbach die Fa. Stratmann, mit ins Boot nehmen und deren Logistik und Material nutzen.


Harald Rücker
Bürgerinitiative für ein lebenswertes Korbach
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