BI lebenswertes Korbach

Noch zu viele Schadstoffe im Vergleich

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Von Lutz Benseler

Korbach. Die Bürgerinitiative für ein lebenswertes Korbach (BI) hat die Emissionsdaten von vier Müllverbrennungsanlagen mit den Zahlen aus Korbach verglichen. Das Fazit: Während die meisten Anlagen die gesetzlichen Grenzwerte oft noch nicht einmal zu einem Zehntel ausnutzten, lägen die Emissionen in Korbach teilweise erheblich höher und nahe am erlaubten Limit.

„Es geht auch anders“

Für ihren Vergleich hat die Bürgerinitiative Daten aus 2009 und 2010 veröffentlichten Emissionsberichten von Müllverbrennungsanlagen in Bielefeld, Kiel, Würzburg und Kassel herangezogen.
„Da die betrachteten Anlagen ähnliche Stoffe verbrennen, ist dies ein weiterer Beleg für die schwache Filtertechnik des Korbacher Werkes“, erklärte BI-Mitglied Dr. Peter Koswig gestern in einer Pressemitteilung. Dass es mit guten Filtern erheblich besser gehe, zeigten die anderen Verbrennungsanlagen, so Koswig zum Ergebnis der eigenen Analyse.

Kraftwerks-Geschäftsführer Martin Teckentrup erklärte auf Nachfrage der WLZ: „Die zuständigen Genehmigungsbehörden haben für den Betrieb der Anlage strenge Grenzwerte festgelegt und überwachen diese auch kontinuierlich. Der Gesetzgeber hat diese Grenzwerte vorsorglich so festgelegt, dass eine Fahrweise sichergestellt wird, bei der keine Nachteile für die Schutzgüter Mensch, Natur, Umwelt entstehen können. Unsere Anlage arbeitet auf dieser Grundlage und erfüllt alle Vorgaben deutlich. Bei den meisten Stoffgruppen liegt die Anlage weit unter den einzelnen festgelegten Grenzwerten.“

Doch zumindest für Neuanlagen sollen künftig strengere Regeln gelten: Der Gesetzgeber halbiert ab 2013 den Grenzwert für Stickoxide auf 100 Milligramm pro Kubikmeter. Die aktuellen Emissionswerte der Korbacher Anlage kratzen laut BI im Tagesverlauf ständig am jetzigen Grenzwert von 200 Milligramm pro Kubikmeter. Eine Nachrüstpflicht für Altanlagen bestehe zwar nicht, jedoch greife der neue Grenzwert auch bei allen Müllverbrennungsanlagen im Bestand, wenn technische oder bauliche Veränderungen vorgenommen werden.
Schon jetzt sei die Belastung durch Stickoxide sehr hoch und müsse dringend reduziert werden, damit nicht nur so wertvolle FFH-Schutzgebiete wie der Kalkmagerrasen am Korbacher Schanzenberg, sondern auch im Nordosten von Korbach, nicht noch weiter geschädigt werden, zitiert die Bürgerinitiative den pensionierten Biologielehrer und Naturschützer Wolfgang Lehmann.
Problematisch seien auch die Werte für Chlorwasserstoff und Fluorwasserstoff, so die BI. Diese reagierten mit dem Wasserdampf in der Luft sofort zu aggressiver Salzsäure oder Flusssäure. Diese schädigten langfristig die Bausubstanz in der Umgebung und Anlagenteile der MVA selbst.
Bei den anderen Messwerten für Schwefel, Kohlenstoffmonoxid, Staub und Kohlenstoff gesamt weise die Korbacher Anlage gute bis mittlere Werte auf.
Erfreulich ist aus Sicht der BIMitglieder auch der niedrige Quecksilberwert, der die Hoffnung erwecke, dass die Betreiber durch die vergangenen Quecksilber-Störfälle aufmerksamer bei der Brennstoff-Eingangskontrolle geworden seien.
Die Messwerte für krebserregende Dioxine und Furane seien üblicherweise gering, da sie nach vorheriger Anmeldung nur einmal im Jahr gemessen würden.

„Versprechen einhalten“

Der Jahres-Emissionsbericht für 2011 liegt für die Korbacher Verbrennungsanlage noch nicht vor, doch beobachten die BI-Mitglieder nach eigenen Angaben laufend die von MVV wöchentlich veröffentlichen Tagesmittelwerte im Internet. Trotz mehrfacher Ankündigungen vom Betreiber, die Emissionswerte zu senken, sei auch im vergangenen Jahr keine wesentliche Besserung eingetreten.
Harald Rücker, Sprecher der BI, fordert aufgrund des Daten-Vergleichs: „MVV muss endlich die unzulängliche Filtertechnik nachrüsten, um auch in Zukunft die gesetzlichen Grenzwerte deutlich zu unterschreiten, so wie es den Bürgerinnen und Bürgern vor dem Bau der Anlage versprochen wurde.“

WLZ 25.02.2012

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