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Korbacher MVA-Chef geht

Bürgerforum: Betreiber MVV Energie soll Abgaswerte in Korbach weiter senken

Betreiber MVV soll und will die Abgaswerte im Heizkraftwerk möglichst weiter reduzieren. Derweil kündigte Kraftwerksleiter Friedhelm Kaiser seinen Abschied aus Korbach an. Ab April übernimmt Dr. Hermann Teufel die Regie

„Mein Herz schlägt für Schalke“, verriet Friedhelm Kaiser am Mittwochabend beim Bürgerforum zum Heizkraftwerk. Das hatte nicht nur mit dem Fußball-Pokalspiel der Schalker Knappen in München zu tun, wie Kaiser gleich anfügte: Nach rund vier Jahren als Kraftwerksleiter in Korbach wechselt Kaiser seinen Job und kehrt zurück ins Ruhrgebiet.

Sein neuer Arbeitgeber ist die GETEC AG in Dortmund.Kaiser dankte dem Korbacher Geschäftspartner Conti für vertrauensvolle Zusammenarbeit und der Stadt Korbach „für die freundliche Aufnahme“. Denn Kaiser fühlte sich wohl im Waldecker Land. Beruflich ging das indes nicht ohne Auseinandersetzungen ab. Bürgerinitiative und Nachbarn betrachten das Kraftwerk seit der Planung mit Argusaugen. Vor allem, nachdem es im Sommer 2009 einen Störfall mit Quecksilber gab.
Seit dem vorigen Bürgerforum im Herbst 2010 lief die Anlage derweil reibungslos, wie Kaiser vor rund 30 Besuchern im Hotel „Touric“ referierte. Just am Dienstag blockierte jedoch eine Mechanik im Zuführschacht zum Kessel. Als Folge fuhr Be-treiber MVV Energie (Mannheim) die Müllverbrennung komplett herunter – voraussichtlich bis zum Wochenende. Die nötige Energie für Conti liefern bis dahin Gaskessel.
Die Conti-Werksfeuerwehr half am Dienstag sicherheitshalber mit Löschwasser, verbliebene Glutnester vorm Ofen zu ersticken. Doch die Sache war kein „Störfall“, sondern eine „Störung“, die in einem Kraftwerk vorkommen kann. So bewerteten es auch Beobachter aus den Reihen der Bürgerinitiative und von den Grünen.

Messdaten überprüfen

Dennoch gab es viele Nachfragen in der sachlichen Debatte. Der Blick richtete sich vor allem auf Messwerte um den Jahreswechsel 2010/2011, wie Dr. Peter Koswig ausführte: Vier Tage lang zeigten die Messungen für Kohlenmonoxid (CO) den Wert von null. So schöpften Beobachter den Verdacht, die Messgeräte könnten womöglich ausgefallen sein. Laut Maximilian Mägerlein vom Regierungspräsidium (RP) ist ein abgerundeter Messwert von null nicht ungewöhnlich. Dennoch soll und wird die RP-Kontrollbehörde die Messdaten noch mal überprüfen.
Naturschützer und Biologie-Experte Wolfgang Lehmann sorgte sich besonders um die Belastung mit Stickoxiden in der Luft. Das Kraftwerk bleibe zwar bei fast allen Parametern deutlich unter den zulässigen Abgasgrenzen, doch ausgerechnet bei Stickoxiden (NOX) fahre die Anlage in Korbach am Limit. Andere deutsche Kraftwerke, auch von MVV, blieben deutlich darunter, betonte Lehmann.
Hintergrund: Stickoxide sorgen für Nitrat-Eintrag in die Böden. Das wirkt wie Dünger. Und in den vergangenen zwei Jahren sei dies auch in Korbach spürbar, vermutet Lehmann. Denn auf den geschützten Kalk-Magerrasen am Korbacher Schanzenberg (Richtung Flugplatz) keimten plötzlich Wacholder und Kiefern, „die sonst dort nicht vorhanden waren“.
So forderte Lehmann, MVV solle als Signal für Mensch und Natur von sich aus die Abgaswerte bei Stickoxiden senken. Zumal in den kommenden Jahren für neue Kraftwerke ohnehin ein deutlich geringerer Grenzwert gelte.

Stickoxide senken

Kaiser untermauerte, MVV orientiere sich an den für das Kraftwerk geltenden Grenzen – die ohnehin schon niedrige „Vorsorgewerte“ seien. In der Praxis werde MVV in Korbach jedoch den Betriebsablauf optimieren, um Stickoxide möglichst zu mindern. Das hatte die Bürgerinitiative bereits im Vorjahr eingefordert.

Neuer Chef im Kraftwerk wird ab April vorübergehend Dr. Hermann Teufel. Der Schwarzwälder war 2010 als Moderator von MVV fürs Bürgerforum in Korbach verpflichtet worden. Im Schnitt will Teufel an drei Tagen pro Woche in Korbach sein – bis ein neuer Kraftwerksleiter übernimmt. Die eingespielte und gut ausgebildete Belegschaft in Korbach bleibe derweil unverändert.


Quelle: WLZ   04.03.2011

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