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Da stimmt was nicht!

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Informationsabend in Berndorf zum geplanten Industrieheizkraftwerk der Conti

BERNDORF. Erstmals sollten alle Beteiligten zum Thema Heizkraftwerk an einem Tisch zusammenkommen, Betreiber MVV, die Conti und Vertreter des Regierungspräsidiums, die Bevölkerung ebenso wie die Bürgerinitiative für ein lebenswertes Korbach.

Doch die Bürgerinitiative ließ zwei Wochen vor dem Termin in der Berndorfer Mehrzweckhalle schriftlich mitteilen, wenn nicht ebenfalls zwei Umweltgutachter eingeladen würden, müssten sie die Teilnahme absagen. Die Kosten für die Gutachter sollte die Gemeinde Twistetal tragen, die jedoch bestand auf ihre neutrale Haltung zur Informationsveranstaltung.

Angst vor mehr Belastung

Der Vorsitzende der Gemeindevertretung Thomas Deuerling, der die Moderation übernommen hatte, begrüßte den Werksleiter des Conti-Standortes, Lothar Salokat, für den Entsorgungsdienstleister MVV Dr. Frank Lichtmann und Maximilian Mägerlein zuständig für Zulassungsverfahren beim Regierungspräsidium. Für die Berndorfer besteht neben der Angst vor giftigem Luftausstoss des Heizkraftwerkes der Korbacher Conti die nächste Sorge: „Die ohnehin schon stark befahrene Bundesstraße 252 durch Berndorf würde mit Lkw noch weiter belastet", waren sich die besorgten Bürger einig. Obwohl der Tenor im Publikum klar umrissen war „Niemand sei hier gegen das Heizkraftwerk", hieß es aus den Reihen der knapp 50 Versammelten. Dennoch stieß es auf Unverständnis, warum man seitens der Betreiber so vehement gegen Luftmessungen am Standort Korbach sei.

Dialog gemeinsam führen

Obwohl selbst der Betreiber zugeben musste, dass die Kosten einer solchen Messungen von geschätzten 300 bis 500 000 Euro sowie der Einbau einer mehrfiltrigen Anlage bei einem solchen Projekt gar nicht so sehr ins Gewicht fielen, blieben diese Punkte die am heftigsten diskutierten.

„Die Bevölkerung wäre sehr viel ruhiger, wenn ein Dialog zwischen Betreiber und Umweltgutachter stattfinden würde", lautete die einhellige Meinung. Das Sträuben der Conti gegen ein humantoxikologisches Gutachten ließ die Bürger, die die Diskussion seit Monaten verfolgten, hellhörig werden. „Wenn man sich vor einem Gutachten scheut, stimmt etwas nicht. Dann bin ich nicht mehr bereit, meine Reifen bei der Conti zu kaufen und hoffe, dass meinem Beispiel viele Mitbürger folgen werden", wurde es deutlich aus der Versammlung.

Das stört auch nicht mehr

Für Aufregung sorgte ebenfalls der Ausdruck der „Irrelevanz". Lichtmann hatte davon gesprochen, dass die Emissionswerte, die das Heizkraftwerk zusätzlich zu den schon bestehenden Werten ausstieße, sich im Irrelevanzbereich befinden würden, also absolut unerheblich seien.

Ein Zuschauer formulierte es anders: „Wenn man einem Toten den Daumen abhackt, stört ihn das auch nicht mehr".

HINTERGRUND

Wärme für die Conti
Conti-Werksleiter Lothar Salokat skizzierte während der Bürgerversammlung die Situation der Conti am Standort Korbach und wassie bewogen habe, ein Industrieheizkraftwerk zu bauen.
Dr. Frank Lichtmann von der MVV erklärte anhand von Zahlen und Faktenden Nutzen des Heizkraftwerkes. So benötigte die Conti 2004beispielsweise 183 Millionen KiIowattstunden Gas, was der Menge von 10 000 Haushalten entspräche.
Durch das Heizkraftwerk lasse sich der Bedarf zu 75 Prozent ausErsatzbrennstoffen decken, den Rest liefere weiterhin Erdgas. Für dieVerbrennung seien 70 000 Tonnen Ersatzbrennstoffe berechnet, die mit 15Lastwagen pro Tag angeliefert würden.

(zhs)

Von Heike Saure

Quelle HNA vom 17. November 2006

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